Was versteht man unter einer Hybrid Cloud? Anwendungsfälle, Vor- und Nachteile

Chris Murphy | Oracle Content Director | 29. Februar 2024

Ein Unternehmen, das seine Computing-Anforderungen mit einer Hybrid Cloud erfüllt, nutzt sowohl sein eigenes On-Premises-Data-Center als auch Services von Public Cloud-Anbietern. Der Begriff „Hybrid Cloud“ beschreibt mittlerweile eine umfassende IT-Strategie, die viele verschiedene Bereitstellungsmodelle und geschäftliche Anwendungsfälle umfasst, wie in diesem Artikel erläutert wird.

Was versteht man unter einer Hybrid Cloud?

Eine Hybrid Cloud ist eine Datenverarbeitungsumgebung, in der Hardware und Software, die im Data Center eines Unternehmens On-Premises ausgeführt werden, mit der Rechenkapazität in einer Public Cloud eines Drittanbieters kombiniert werden. Die meisten Unternehmen richten Governance-, Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien ein, die für die von ihnen verwendeten IT-Systeme gelten, einschließlich On-Premises- und Public Cloud-basierter Ressourcen. Die zur Umsetzung dieser Richtlinien auf hoher Ebene verwendeten Tools können unterschiedlich sein. Public Cloud Provider teilen sich die Verwaltungslast von Netzwerken sowie Compute- und Speicherressourcen mit ihren Kunden, während On-Premises-Systeme vom internen Personal des Unternehmens verwaltet werden.

„Hybrid Cloud“ ist eine weitverbreitete Beschreibung, aber kein Fachbegriff mit präziser Bedeutung. Betrachten Sie ihn als einen Sammelbegriff der IT für „einige Dinge in der Cloud und einige Dinge in meinem Data Center“.

Das Konzept der Hybrid Cloud ist weit gefasst und kann eine Vielzahl von Systemen, Konfigurationen und Steuerungsmethoden umfassen. Zur Beschreibung von Varianten, die dennoch als Hybrid Cloud gelten, werden häufig spezifischere Begriffe verwendet.

Distributed Cloud ist beispielsweise ein Modell, bei dem Public Cloud-Services auf mehrere geografische Standorte verteilt werden. Auf diese Weise können Unternehmen die Vorteile der verteilten Natur der Public Cloud-Infrastruktur nutzen und gleichzeitig Betrieb, Governance und Updates zentral verwalten.

Multicloud ist eine weitere wichtige und wachsende Facette des Hybrid Cloud-Modells. Unternehmen mit einer Multicloud-Strategie verwenden zwei oder mehr Clouds und wählen für jede Workload die beste Option aus. Dies kann sowohl die Auswahl von Angeboten verschiedener Cloud-Provider als auch die Nutzung von Systemen in den unternehmenseigenen Data Centern bedeuten.

Diese und andere Verfeinerungen zeigen, wie ein Hybrid Cloud-Ansatz, der allgemein als praktikable Strategie akzeptiert wird, mithilfe vieler verschiedener Architekturen und Bereitstellungsmodelle implementiert wird.

Wichtige Erkenntnisse

  • Mit einer Hybrid Cloud kann ein Unternehmen sowohl seine On-Premises-Data-Center als auch mehrere Clouds nutzen und die Umgebungen mit gemeinsamen Verwaltungs-, Sicherheits- und Governance-Richtlinien sowie vereinfachter Datenintegration verbinden.
  • Mit einer Hybrid Cloud können Unternehmen einige der besten Features der Public Cloud nutzen, z. B. den Zugriff auf die neueste Technologie und die Möglichkeit, schnell auf neue Geschäftsanforderungen zu reagieren, während sie gleichzeitig die Kontrolle behalten, die ein On-Premises-Data-Center bietet.
  • Unternehmen entscheiden sich aus verschiedenen Gründen für Hybrid Clouds statt einer hundertprozentigen Cloud-Bereitstellung. Dazu zählen Regeln zur Datenaufbewahrung, das Interesse an einer schrittweisen Cloud-Migration, die Notwendigkeit geringer Latenzzeiten und die Einhaltung bestimmter Vorschriften.
  • Hybrid Clouds gibt es in einer Vielzahl von Bereitstellungsmodellen.

Erklärung zur Hybrid Cloud

Eine Hybrid Cloud verbindet die unternehmenseigene On-Premises-Hard- und Software mit der Rechenkapazität von Cloud-Providern. Unternehmen beauftragen oft mehrere Public Cloud-Provider. Diese Cloud- und On-Premises-Computing-Umgebungen verfügen in der Regel über ein gewisses Maß an gemeinsamen Verwaltungs- und Sicherheitsrichtlinien sowie über die Möglichkeit, Anwendungen unabhängig von ihrem Standort zu integrieren.

Public Cloud-Computing-Ressourcen können Software-as-a-Service-Anwendungen wie ERP- oder CRM-Anwendungen oder Infrastructure-as-a-Service- und Platform-as-a-Service-Umgebungen wie Compute-, Speicher-, Datenbank- und Entwicklungsumgebungen umfassen. Die On-Premises-Ressourcen decken dieselbe Bandbreite ab. So kann das On-Premises-Data-Center beispielsweise Legacy-Anwendungen unterstützen, die ihre Aufgabe weiterhin erfüllen, aber in eine Cloud-Anwendung integriert werden müssen, wie z. B. ein Legacy-Abrechnungssystem, das Daten mit einer cloudbasierten CRM-Anwendung austauschen muss. Oder eine On-Premises-E-Commerce-App könnte auf eine Public Cloud angewiesen sein, um bei plötzlichen Nachfragespitzen der Kunden zusätzliche Kapazitäten bereitzustellen.

Funktionsweise der Hybrid Cloud

In einer Hybrid Cloud-Architektur arbeiten Cloud- und On-Premises-Computing-Umgebungen zusammen. Hybrid Cloud ist ein weit gefasster Begriff, der eine Reihe von Software und Infrastrukturen in der Cloud und On-Premises umfasst, die in irgendeiner Weise integriert sind und Daten austauschen.

Hybrid bedeutet in der Regel eine geteilte Verwaltungsverantwortung zwischen dem Public Cloud-Provider und dem internen IT-Personal. Bei einer Cloud-Konfiguration, bei der die Services zwar vom Provider remote verwaltet werden, sich aber im eigenen Data Center eines Unternehmens befinden, kümmert sich das interne IT-Team um die Stromversorgung, die Kühlung und den Betrieb des Data Centers, während der Public Cloud-Provider die Wartung und Aktualisierung bestimmter Hard- und Software übernimmt, je nachdem, welche Services angeboten werden – SaaS, PaaS, IaaS oder eine Kombination aus diesen drei.

Managementsysteme können eine Übersicht über eine Hybrid Cloud-Umgebung bieten und es Systemmanagern ermöglichen, die miteinander verbundenen Knoten zu überwachen. Darüber hinaus sind die Systeme mit gemeinsamen Policys und Ansätzen für Sicherheit, Vernetzung und Datenintegration verknüpft, die von den IT-Architekten des Unternehmens festgelegt werden müssen. Systemmanager werden in jeder Umgebung weiterhin die Tools des Providers verwenden, um die einzelnen Elemente der Hybrid Cloud zu konfigurieren und Fehler zu beheben.

Gründe für den Einsatz einer Hybrid Cloud

Unternehmen bevorzugen Hybrid Clouds aus verschiedenen Gründen. Einige beabsichtigen, die Mischung aus Cloud- und On-Premises-Ressourcen nur vorübergehend zu nutzen, da sie ihre Workloads schrittweise auf einen oder, was wahrscheinlicher ist, auf mehrere Public Cloud-Provider übertragen. Das Ziel besteht darin, die On-Premises-Data-Center schrittweise vollständig aufzugeben.

Andere Unternehmen planen, eine Hybrid Cloud-Konfiguration auf unbestimmte Zeit beizubehalten. Ein wichtiger Grund hierfür sind Bedenken hinsichtlich der Anforderungen an den Datenaufbewahrungsort und der Kontrollrichtlinien. Manche Unternehmen lassen viele oder sogar die meisten Anwendungen und Datenbanken problemlos in der Public Cloud laufen. Bestimmte Kundendaten oder Informationen zur Produktentwicklung müssen jedoch beispielsweise aus gesetzlichen bzw. unternehmensinternen Gründen On-Premises verbleiben.

Organisationen verfügen möglicherweise auch über Anwendungen, die ihrer Meinung nach am besten On-Premises aufbewahrt werden sollten. Während sie sich möglicherweise dazu entschließen, viele Anwendungen auf SaaS zu verschieben – etwa ERP-, Personalverwaltungs- und CRM-Apps – gibt es häufig Nischen- oder benutzerdefinierte Legacy-Anwendungen, die sie On-Premises belassen und die mit ihren Cloud-Systemen kommunizieren müssen.

Bedenken hinsichtlich der Bandbreite sind ein weiterer Grund, warum sich Unternehmen für Hybrid Clouds entscheiden. Wenn sie über eine bestimmte Anwendung oder Workload verfügen, bei der es besonders häufig zu Latenzen kommt, und ihre Betriebe geografisch nicht nah genug an einem Cloud-Data-Center liegen, um diese Verzögerung zu beseitigen, ist es sinnvoll, das System On-Premises zu belassen.

Vorteile der Hybrid Cloud

Bei einer Hybrid Cloud hat ein Unternehmen die Wahl, welche Elemente ihm an der Public Cloud oder am On-Premises-Betrieb gefallen und welche Kompromisse es für akzeptabel sind. Durch die wachsende Palette an verfügbaren Hybrid-Bereitstellungsmodellen können Unternehmen diesen Mix aus Cloud- und On-Premises-Services noch besser an ihre Anforderungen anpassen. Im Folgenden sind einige der Vorteile einer Hybrid Cloud aufgeführt:

  • Mehr Kontrolle. Manche Unternehmen möchten die direkte Kontrolle über bestimmte Daten oder Computing-Workloads nicht gerne an Drittanbieter abtreten. Zu den Problembereichen gehören die physische Kontrolle von Speicher- und Sicherungssystemen, Entscheidungen über Infrastrukturkonfigurationen und die Kontrolle der Anwendungen, die zum Ausführen eines Geschäftsprozesses verwendet werden. Dank der zahlreichen mittlerweile verfügbaren Hybrid Cloud-Modelle können Unternehmen gezielt auf ihre spezifischen Daten- und Ressourcenmanagementanforderungen eingehen und so die gewünschte Kontrolle behalten und gleichzeitig von den zahlreichen Vorteilen der Cloud profitieren.
  • Data Residency. Die Data Residency ist ein wichtiger Grund für die Wahl einer Hybrid Cloud. Mit einer Hybrid Cloud kann ein Unternehmen seine Anforderungen an die Datenresidenz erfüllen, indem es die Daten entweder vor Ort oder innerhalb der Grenzen eines bestimmten Landes aufbewahrt und dabei dennoch einige Vorteile der Public Cloud nutzt.
  • Einhaltung von Vorschriften. Über die Data Residency hinaus kann die Verwendung von Public Cloud-Umgebungen für ausgewählte Vorgänge Unternehmen dabei helfen, bestimmte Compliance-Bescheinigungen zu erfüllen, wie etwa den Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) für die Verarbeitung von Kreditkarten, die Regeln des Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) zum Schutz der Privatsphäre von Patienten, die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und sogar Sicherheitsstandards wie den FedRAMP-Standard der US-Bundesregierung.
  • Mehr Sicherheit. Public Cloud-Provider können für die Sicherheitsüberwachung und -aktualisierungen weitaus mehr Geld und speziell geschultes Personal aufwenden als fast jedes einzelne Unternehmen. Während das IT-Team eines Unternehmens die Verantwortung für die Sicherheit der Daten in einer Public Cloud teilt, erhöht die Zusammenarbeit mit einem Hyperscale-Provider die Wahrscheinlichkeit, dass ein System gegen die neuesten Bedrohungen gepatcht wird. In einer Hybridumgebung kann ein Unternehmen die Vorteile der cloudbasierten Sicherheit für eine Vielzahl von Workloads nutzen, selbst wenn ein Teil der Computerumgebung aus Kontroll-, Latenz- oder anderen Gründen in einem On-Premises-Data-Center verbleiben muss.
  • Kostenoptimierung. Eine Hybrid Cloud bietet einem Unternehmen einen ständig verfügbaren Testfall, mit dem es die Kosten für die Ausführung von Anwendungen im eigenen Unternehmen und in einer Public Cloud fortlaufend vergleichen kann. On-Premises-Systeme sind kapitalintensive Investitionen, und eine Hybridkonfiguration ermöglicht es Unternehmen, einige Computing-Kosten von Kapitalausgaben in besser vorhersehbare Betriebsausgaben umzuwandeln. Durch die Public Cloud zahlt ein Unternehmen außerdem nur für das, was es nutzt, was insbesondere bei Workloads mit variablem Ressourcenbedarf wertvoll ist.
  • Reaktionsfähigkeit auf Geschäftsanforderungen.Mit Public Clouds können IT-Teams schnell Kapazitäten hinzufügen, um neue oder wiederkehrende Geschäftsanforderungen zu erfüllen. So kann ein Unternehmen beispielsweise durch die Nutzung einer Public Cloud elastische Kapazitäten hinzufügen (das sogenannte „Cloud Bursting“), damit ein On-Premises-System eine Nachfragespitze bewältigen kann. Außerdem kann es neue Entwicklungsumgebungen innerhalb von Minuten oder Stunden hinzufügen, statt der Wochen, die es intern dauern würde. Oder es kann eine SaaS-Anwendung viel schneller zum Laufen bringen, als eine herkömmliche On-Premises-Anwendung installiert und konfiguriert werden könnte.
  • Zugriff auf die neuesten Technologien, einschließlich KI. Durch die Verbindung von Public Cloud-Services mit einem On-Premises-Data-Center kann ein Team auf technologische Innovationen zugreifen. Public Cloud-Services können beispielsweise die Art von High Performance Computing bereitstellen, die zum Trainieren eines KI-Modells anhand eines riesigen Datensatzes erforderlich ist, ohne dass das Unternehmen im Voraus Hardware kaufen muss, die es möglicherweise nicht dauerhaft benötigt.
  • Multicloud-Optionen. Mit einer Multicloud-Umgebung kann ein Unternehmen basierend auf den Funktionen und Kosten dieser Cloud die richtige Public Cloud für einen bestimmten Workload auswählen. IT-Führungskräfte haben dadurch die Wahl und die Möglichkeit, mit Drittanbietern zusammenzuarbeiten. Für einen Multicloud-Ansatz ist keine Hybrid Cloud-Einrichtung erforderlich – ein Unternehmen könnte alle seine Workloads auf mehreren Public Clouds ausführen – jedoch verwenden Unternehmen in Hybridstrategien häufig eine Multicloud-Umgebung mit einem On-Premises-Data-Center.
  • Disaster Recovery und Risikominderung. Die Verwendung von mindestens zwei Umgebungen für das Computing – On-Premises und eine Public Cloud – schafft ein Maß an integrierter Risikominderung und kann die Disaster Recovery-Planung vereinfachen.

Herausforderungen bei der Hybrid Cloud

Ein On-Premises-Data-Center ist mit erheblichen Fixkosten verbunden – für den Besitz oder die Anmietung eines Gebäudes, für die Anschaffung und Wartung der Hardware sowie für die Beschäftigung von qualifiziertem Personal für den Betrieb und die Wartung der Infrastruktur bzw. Anwendungen. Public Cloud-Services bringen ihre eigenen Einschränkungen mit sich, beispielsweise Bedenken hinsichtlich der Datenresidenz und -kontrolle. Eine Hybridstrategie bietet zwar mehrere Vorteile, bringt aber auch einzigartige Herausforderungen mit sich, darunter die folgenden:

  • Data Residency. Es gibt unterschiedliche Regeln für den Verbleib von Daten, und einige verlangen, dass ausgewählte Daten in einem Land oder einer Region gespeichert werden. Das erhöht die Compliance-Komplexität, da Unternehmen nachverfolgen müssen, wo in der Public Cloud regulierte Daten gespeichert sind. Die Antwort besteht häufig darin, vertrauliche Informationen On-Premises aufzubewahren, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Der Schlüssel liegt darin, sorgfältig darüber nachzudenken, wo sensible oder regulierte Daten gespeichert werden.
  • Kosten: Das Festhalten an einem On-Premises-Data-Center bedeutet, dass ein Unternehmen die Kosten für Gebäude, Wartung, Strom, Kühlung und Personal trägt, um den Betrieb der Anlage aufrechtzuerhalten. Die Nutzung eines On-Premises-Data-Centers und mehrerer Cloud-Provider kann die Bewertung der Gesamttechnologiekosten für einen bestimmten Prozess erschweren.
  • Management: Jede Umgebung verfügt in der Regel über eigene Managementtools, Nomenklaturen und Kontrollpunkte. IT-Mitarbeiter, die mit der Überwachung und Verwaltung von Systemen beauftragt sind, müssen Experten in der Verwaltung sowohl der On-Premises- als auch der Cloud-Umgebungen sein.
  • Integration: Unternehmen können Schwierigkeiten haben, ihre On-Premises-Umgebungen und Public Clouds zwecks Interoperabilität effektiv zu verbinden und die zugehörigen APIs zu verwalten, die für eine effektive Funktion der Integration erforderlich sind. Das Release-Management wird anspruchsvoller, da API-Änderungen in der Cloud bzw. On-Premises zu Integrationen führen können.
  • Komplexität für Entwickler: Insbesondere für Unternehmen, die DevOps-Taktiken wie kontinuierliche Integration/kontinuierliche Bereitstellung verwenden, kann die Arbeit in einer komplexen Hybrid Cloud für Entwickler zu Komplikationen führen, z. B. wenn es darum geht, sicherzustellen, dass Bereitstellungen in der richtigen Cloud- oder On-Premises-Umgebung durchgeführt werden, ausreichende Kapazitäten in der Umgebung vorhanden sind und Test- und Compliance-Anforderungen erfüllt werden.
  • Datentransport: IT-Teams sprechen in diesem Zusammenhang möglicherweise von „Datengravitation“, d. h. davon, wo sich der Großteil der vorhandenen Daten befindet. Es ist oft kostengünstiger und einfacher, alle datenbezogenen Anwendungen oder Hardware am selben Ort zu platzieren. Das Verschieben von Daten zwischen eigenen und Cloud-Data-Centern nimmt Zeit in Anspruch und kann Kosten für den Egress-Datenverkehr verursachen.

Aufbau einer Hybrid Cloud

Es gibt große Unterschiede in der Art und Weise, wie IT-Teams ihre Hybrid Clouds aufbauen. Wenn es um die Verbindung von SaaS- und On-Premises-Anwendungen geht, bieten Serviceprovider für Integrationen eine Vielzahl von Connectors und Integrationsplattformen an, um den Datenaustausch zu ermöglichen.

Wenn es um die Verbindung der Netzwerke geht, aus denen eine Hybrid Cloud besteht, einschließlich des On-Premises-Data-Centers, hat das IT-Team zwei Hauptoptionen: ein VPN, das über das öffentliche Internet läuft und verschlüsselt ist, oder eine dedizierte Verbindung mit Bandbreitengarantien.

Bei all diesen Entscheidungen muss klar sein, welche Elemente das interne Team kontrolliert und welche in der Verantwortung des Cloud-Providers liegen. Wer ist für die Überwachung eines bestimmten Services verantwortlich und welches Protokoll gilt im Problemfall? In vielen Bereichen besteht eine gemeinsame Verantwortung. Ein Beispiel ist die Sicherheit: Ein internes Team könnte bestimmte Standards festlegen, und ein Cloud-Provider könnte für die Umsetzung und Überwachung dieser Standards verantwortlich sein.

Hybrid Cloud-Management

Es gibt unterschiedliche Ansätze für das Hybrid Cloud-Management. Große Cloud-Provider bieten hybride Managementsysteme an, mit denen IT-Teams die Leistung sowohl ihrer Public Cloud-Umgebungen als auch ihrer On-Premises-Systeme innerhalb bestimmter Parameter überprüfen können. Einige interne IT-Teams verwenden eine Softwareebene, die nicht vom Provider der Public Cloud stammt, wie z. B. VMware, um Compute-, Storage- und Networking-Funktionen standort- und cloudübergreifend zu verwalten. Andere betrachten Kubernetes, ein Open-Source-System zur Verwaltung von containerisierten Anwendungen, als diese Ebene.

Zudem gibt es Cloud-Management-Plattformen, die speziell für die Verwaltung bestimmter Aspekte der Einrichtung, Ausführung oder Überwachung mehrerer Umgebungen entwickelt wurden. Bei jedem dieser Ansätze ist es wichtig, Workloads bestimmten Clouds zuzuordnen, Service Level Agreements (SLAs) und Sicherheitsprotokolle für jede Workload einzurichten und eine entsprechende Überwachungs- und Vorfallsreaktionsstrategie zu entwickeln.

Es wird eine Sicherheitsebene zwischen internen und externen Systemen geben, die in einen Managementplan einbezogen werden muss. Achten Sie darauf, dass sich ein zentrales Dashboard einrichten lässt, das Einblick in alle Elemente der Hybrid-Infrastruktur bietet – dies ist für eine effektive Verwaltung von entscheidender Bedeutung.

Anwendungsfälle der Hybrid Cloud

Hybrid Clouds können sehr einfach sein (beispielsweise eine Umgebung, die ein Cloud-ERP mit einem On-Premises-Bestandssystem verbindet) oder auch komplex (beispielsweise eine anspruchsvolle Multicloud-Umgebung, in der eine breite Palette von Computing-Workloads ausgeführt wird). Hier ist eine Auswahl von Anwendungsfällen für die Hybrid Cloud.

  • Public Cloud-Migration. Eine Hybrid Cloud kann eine vorübergehende Konfiguration sein, während ein Unternehmen seine gesamte Computing-Architektur nach und nach in eine Public Cloud verlagert, mit dem langfristigen Ziel, sein On-Premises-Data-Center zu verlassen. Ein solcher vollständiger Umzug kann Jahre dauern und erfordert in der Zwischenzeit eine gut durchdachte Hybridstrategie.
  • Data Residency. Wenn Daten in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region verbleiben müssen, ist es für Unternehmen manchmal am besten, sie On-Premises aufzubewahren. Ein Ansatz hierzu besteht darin, Public Cloud-Ressourcen im eigenen Data Center eines Unternehmens zu verwenden.
  • Anwendungsentwicklung. Unternehmen entwickeln und testen ihre Apps häufig in On-Premises-Umgebungen und verschieben die Anwendungen anschließend in eine Public Cloud, um sie in der Produktion auszuführen. Auch das Gegenteil ist häufig der Fall. Damit der Übergang von On-Premises-Umgebungen zur Cloud funktioniert, müssen diese Umgebungen konfiguriert sein und sich für alles, von APIs bis zu Betriebssystemen, gleich verhalten. Das Verpacken von Anwendungen in Containern behebt in der Regel die meisten Umgebungsabhängigkeiten.
  • Software mit Fokus auf. Während viele Legacy-Anwendungen durch SaaS ersetzt werden, verbleiben andere, langjährige Apps On-Premises. In einer Hybrid Cloud können diese Anwendungen On-Premises und in der Cloud Daten nach Bedarf gemeinsam nutzen.
  • Neue Technologie. Mithilfe einer Public Cloud kann ein Unternehmen schnell von den neuesten technologischen Fortschritten profitieren, beispielsweise durch die Verwendung von Cloud-Ressourcen für die Rechenleistung zum Trainieren eines KI-Algorithmus. Eine Hybrid-Umgebung bietet Zugriff auf diese Ressourcen ohne unerschwingliche Kapitalinvestitionen und ermöglicht diesen Ressourcen, bei Bedarf auf Trainingsdaten aus On-Premises-Systemen zurückzugreifen.
  • Anwendungsintegration. Unternehmen müssen häufig einige On-Premises-Anwendungen – etwa ein Bestandsverwaltungs- oder Kassensystem – mit cloudbasierten ERP- und Finanzsystemen integrieren.
  • Einheitliche Plattform. Manche Unternehmen legen großen Wert darauf, alle Elemente ihrer IT-Infrastruktur auf einer einzigen Plattform (beispielsweise VMware) auszuführen. Mithilfe einer Hybrid Cloud-Architektur ist ihnen dies sowohl On-Premises als auch in der Cloud möglich. Zur Homogenisierung des Betriebs können zudem Containersysteme wie Kubernetes eingesetzt werden.
  • Disaster Recovery. Mit einer Hybrid Cloud können On-Premises- und Public Cloud-Ressourcen optimiert werden, um die individuellen Anforderungen eines Unternehmens an Disaster Recovery und Geschäftskontinuität zu erfüllen.
  • Shared Services. Für Services wie Benutzeridentität, Authentifizierung und Zugriffsverwaltung können Unternehmen einen Cloud-Service verwenden, der sowohl für Cloud- als auch für On-Premises-Anwendungen gilt.

Beispiele für die Hybrid Cloud

  • Eine weltweit tätige Bank könnte Datenbanken von herkömmlichen On-Premises-Data-Centern auf Server migrieren, die von einem Cloud-Provider verwaltet werden, aber in den bankeigenen Data Centern untergebracht sind. Auf diese Weise bleiben bestimmte Daten On-Premises, sodass das Unternehmen weiterhin die europäischen Datenschutzvorschriften einhalten kann. Die Bank könnte dann einige Anwendungen in ihrem herkömmlichen On-Premises-Data-Center ausführen, einige in der vom Provider verwalteten Umgebung in seinem Data Center und einige Workloads in eine zweite Public Cloud verlagern.
  • Im Gegensatz dazu könnte ein schnell wachsendes Technologieunternehmen einige Anwendungen in einer Public Cloud ausführen und diese in On-Premises-Instanzen von ERP-, Bestandsverwaltungs- und Lebenszyklusmanagementlösungen integrieren, während es gleichzeitig Schritte in Richtung Cloud-nativer Anwendungsentwicklung unternimmt.
  • Oder denken Sie an ein Cybersicherheitsunternehmen mit Tausenden von Kunden auf der ganzen Welt, das für seine Computing-Infrastruktur auf On-Premises-Colocation-Zentren angewiesen ist und plant, weiter in neue Marktsegmente zu expandieren. Das Unternehmen könnte sich dafür entscheiden, ausgewählte Workloads in einer Public Cloud auszuführen, um flexibler zu werden und Nachfragespitzen bewältigen zu können.

Modernisieren Sie Ihr Unternehmen mit OCI

Hybrid Cloud kann ein breites Spektrum an Bereitstellungsmodellen beschreiben. Was am besten geeignet ist, hängt von den Bedürfnissen eines Unternehmens ab. Oracle Cloud Infrastructure (OCI) ist einzigartig in seiner Fähigkeit, ein breites Spektrum an Anforderungen zu erfüllen, wobei Hybrid nur eine Bereitstellungsmodalität ist. OCI bietet einen verteilten Cloud-Ansatz, der Ihnen die Flexibilität gibt, Ihre Workloads überall bereitzustellen – ob On-Premises, in einer Public Cloud in mehr als 20 Ländern, in einer Multicloud-Umgebung neben Clouds anderer Provider oder in einer von Oracle verwalteten Cloud, die sich in Ihrem eigenen Data Center befindet. Und Oracle Enterprise Manager, die On-Premises-Verwaltungsplattform von Oracle, verwaltet alle Ihre Oracle Bereitstellungen in Ihrem Data Center oder in der Cloud.

Um den Anforderungen von Unternehmen gerecht zu werden, die Bedenken hinsichtlich der Datenresidenz haben, ermöglicht Oracle Cloud@Customer den Zugriff auf alle Oracle Cloud-Services, während die Daten physisch in Ihrem Data Centern verbleiben. So können Sie die Vorteile der Cloud nutzen und regulatorische Bedenken ausräumen. Sie können sogar eine OCI Dedicated Region auswählen, die eine komplette OCI-Cloud-Region in Ihr Data Center stellt und den Grad an Isolation anwendet, den Sie benötigen, um Ihre Anforderungen in Bezug auf Governance, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Datenschutz zu erfüllen.

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Häufig gestellte Fragen zur Hybrid Cloud

Worin unterscheiden sich Hybrid Cloud und Multicloud?

Eine Hybrid Cloud ist eine Computing-Architektur, die Hardware und Software umfasst, die in einem On-Premises-Data-Center und in einer Public Cloud eines Drittanbieters ausgeführt wird. Multicloud beschreibt einen Ansatz, der zwei oder mehr Public Cloud-Provider nutzt. Unternehmen verwenden im Rahmen ihres Hybrid Cloud-Ansatzes häufig eine Multicloud-Strategie, bei der ein On-Premises-Data-Center mit mehr als einer Public Cloud kombiniert wird.

Kann eine Hybrid Cloud dabei helfen, die Anforderungen an die Datenresidenz zu erfüllen?

Mithilfe einer Hybrid Cloud-Strategie können Unternehmen die Anforderungen an die Datenresidenz erfüllen und gleichzeitig viele Vorteile einer Public Cloud nutzen. Unternehmen könnten beispielsweise einige Daten in einer Public Cloud ablegen, vertrauliche Daten, die den Datenaufbewahrungsregeln unterliegen, jedoch in ihren On-Premises-Data-Centern aufbewahren. Diese On-Premises-Computing-Kapazität kann vom Unternehmen oder einem Drittanbieter verwaltet werden.

Kann ich VMware weiterhin zur Verwaltung verwenden, wenn ich zur Hybrid Cloud wechsle?

Es hängt natürlich davon ab, wie Ihr IT-Team Ihre Architektur einrichtet, aber es ist möglich, VMware weiterhin als IT-Ressourcenmanagement-Tool zu nutzen und gleichzeitig zu einem Hybrid Cloud-Modell überzugehen, bei dem sowohl On-Premises-Server als auch Public Cloud-Server verwendet werden. Stellen Sie sich diesen Ansatz so vor, dass die Hybrid-Umgebung in puncto Aussehen und Funktion der vorhandenen On-Premises-Verwaltungsumgebung am nächsten kommt.